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Unterwegs

Von Moskau nach St. Petersburg

Unterwegs

Unser Aufenthalt in Moskau ist zu Ende wir starten die ca. 2000 km lange Fahrt nach St.Petersburg über die Wasserstraßen von Russland      

Von Moskau geht es über die Moskwa, den Moskau-Wolga-Kanal, diverse Stauseen, den Wolga-Ostsee-Kanal, sowie den Onegasee, den Ladogasee und die Newa.

Der Moskau-Wolga-Kanal löste für die stets wachsende Stadt Moskau gleich mehrere Probleme wie z.B. die ausreichende Versorgung der Stadt mit Trinkwasser, aber auch den Transport von Nahrungsgütern, Baumaterialien, Erdöl usw. . So verwandelte sich die Stadt Moskau zum “Hafen der 5 Meere” und erhielt Verbindung zur Ostsee, zum Weißen-, Schwarzen-, Kaspischen- und Asowschen Meer.

Bis zur Wolga passieren wir insgesamt 9 Schleusen die alle als Einkammerschleuse mit einer Länge von 290 m, einer Breite von 30 m und einer Tiefe von 5,5 m erbaut sind, dabei überwinden wir einen Höhenunterschied von 49 m.

Die Schleusen wurden unterschiedlich gestaltet. So sehen wir z.B. vor der Einfahrt zur Schleuse 5 die weiße Gestalt eines Mädchens das eine Jacht über den Kopf hält, an der Schleuse 3 hingegen wurde ein Bronzerelief angebracht – als Symbol für die heldenhafte Seefahrt.

     Ebenso wie der Wodka –das Getränk Russlands,

     die Birke – der Baum Russlands,

       so ist die Wolga der Fluss Russlands.

Etwa 200 km  nach der Quelle hat die Wolga eine Breite von 200 m erreicht. Sie wird von unendlich viele Zuflüssen gespeist von denen ca. 70% schiffbar sind. Mit ihren 3700 km Länge ist die Wolga der längste und auch wasserreichste Fluss Europas.

Auf unserem Weg passieren wir den “Uglitscher Stausee” einem Teil der Wolga. Viele Dörfer mussten auf Grund des Stauseebaues umziehen und so ist es nicht verwunderlich das wir plötzlich an einem einsam aus dem Wasser ragenden Kirchturm vorbei kommen, d.h. unter unserem Schiff befindet sich der ehemalige Marktplatz der Stadt “Kaljasin”. Am Nachmittag erreichen wir

< Uglitsch >. Diese Stadt gehört zu einer Reihe altrussischer Städte, die rings um Moskau den sogenannten “Goldenen Ring” bilden. Schon von weitem leuchtet uns die bezaubernde rot-weiße Kirche mit ihren 5 sternengeschmückten blauen Kuppeln entgegen. Nach der Legende wurde diese Kirchen an der Stelle errichtet, an der man den 9-jährigen Zarewitsch Dimitri ermordete. Sie trägt deshalb auch den Namen “Dimitri-Blutkirche”. Das Innere schmücken schöne Ikonen. Auch alle Wände, Säulen und Decken sich reich bemalt.

Die Stadt Uglitsch mit ihren ca. 40 T Einwohnern ist als Herstellungsort der “Tschaika-Uhren” bekannt. Abends heißt es wieder “Leinen los” – unser Schiff nimmt nun Kurs auf “Kostroma”, dort werden wir dann morgen gegen Mittag ankommen. Damit es uns an Bord nicht langweilig wird werden wir im Salon vom Bordensemble mit einem Folklorekonzert unterhalten, in der Bar sorgt Alexander für Stimmung, auch getanzt wird fleißig.

< Kostroma > hier angekommen, erfahren wir, dass die Stadt bereits 1152 also nur 5 Jahre später als Moskau gegründet wurde. Schon Mitte des 18.Jh. ist Kostroma als Zentrum der Leinenherstellung bekannt. Man nannte sie folglich auch mal die “Flachshauptstadt des Nordens”. Da die Innenstadt bis heute ohne große Veränderungen erhalten blieb, dient sie häufig als Kulisse für historische Filme. In der Stadt fällt sofort der hohe Feuerwachturm auf, er wird noch heute genutzt. Unweit befindet sich ein großer Markt. Wir staunen über das reichhaltige Angebot an Obst und Gemüse, sowie aller anderen Artikel des täglichen Bedarfs, ebenso über die vielen Käufer. Nach dem Marktbesuch fahren wir nun auf das andere Wolgaufer zum “Ipatjew-Kloster”. Das Kloster wurde im 14 Jh. von den Vorfahren “Boris Godunows” erbaut und ihm diente es als Verbannungsort für seine Rivalen “die Romanows”.

Die “Drei-Faltigkeits-Kathedrale” aus dem 17. Jh. wird von 5 goldenen Kuppeln gekrönt. Im Inneren sehen wir herrliche Fresken und eine wundervolle Ikonostase. Neben der Kathedrale steht ein 5geschossiger Glockenturm. Unweit der Klosteranlage gibt es eine Anlegestelle für kleinere Schiffe, mit einem solchen fahren wir zu unseren Schiff zurück. 21°° Uhr legt die “Konstantin Fedin” wieder ab mit dem Ziel “Jaroslawl”. Im Verlauf des Abends können wir uns per Videofilm schon ein wenig auf den “Katharinenpalast” einstimmen lassen.

< Jaroslawl > eine Stadt mit ca. 700 T Einwohner erstreckt sich über 30 km an beiden Ufern der Wolga über ein Gebiet von 170 km². Jaroslawl ist älter als Moskau und entstand bereits im 10. Jh.. Heute verfügt die Stadt über Ölraffinerie, Dieselmotorenwerk und chemische Industrie. In Jaroslawl wurden die ersten Autoreifen aus synthetischem Kautschuk auf der Welt hergestellt. Ein sehr engagierter Reiseleiter begleitete uns durch seine Stadt und sparte nicht mit guten Erläuterungen. Am Hauptplatz der Stadt steht die asymmetrisch erbaute “Prophet-Elias-Kirche” mit 5 goldenen Kuppeln. Im Innern sehen wir eine überwältigend schöne Ikonostase und sehr reichen Freskenschmuck. Weiter geht die Fahrt zu dem kreisrund erbauten Kaufhof, die vielen Geschäfte zeugen von der Bedeutung, die Jaroslawl  dank seiner Lage an den Handelswegen vom Osten nach Europa besaß. Danach schauen wir uns noch das “Erlöser-Kloster” aus den 12.Jh. an. Die Kathedrale sowie die Tore stammen aus dem 16. Jh. als dies das reichste und bedeutendste Wehrkloster an der Wolga war. Erkenntlich ist dies an der bis 10 m hohen und 3 m dicken Mauer die das Kloster umgibt.

Nach unserem ausgedehnten Rundgang durch Jaroslawl legen wir am Mittag wieder ab und steuern unser nächstes Ziel an. Es ist  “Goritzy”.

Am Nachmittag befahren wir den “Rybinsker-Stausee”, er gehört zu den 8 Stausee des gewaltigen Wasserstraßensystems der Wolga. Mit einer Länge von mehr als 200 km und einer Breite von max. 60 km ist er der größte künstlich angelegte See der Welt und seine Wasseroberfläche ist 8x so groß wie der Bodensee in Deutschland. Seit der Fertigstellung 1942 können nun die Schiffe ohne Umladung von Astrachan am Kaspischen Meer die Häfen an der Ostsee erreichen. In der “Stalin-Ära” ging damit ein Traum von “Iwan dem Schrecklichen” und “Peter dem Großen” in Erfüllung. Viele Forschungsinstitute für Biologie haben sich an seinen Ufern angesiedelt.

Die Zeit auf dem Stausee bis Goritzy vertreiben sich die Passagiere an Bord beim Anschauen eines Videos über St. Petersburg und eine vergnügliche russische Singestunde mit Natascha. Vor dem Diner gibt’s noch eine kurze Einführung in die russischen Küche. Am späteren Abend dann ein Konzert des Bordensembles mit internationaler Musik.

Bevor wir “Goritzy” erreichen befahren wir den Fluss “Scheksna”, er verbindet den “Rybinsker-Stausee” mit dem “Weißen See” und gehört zum System des “Wolga-Ostsee-Kanals”. Wieder einmal werden wir geschleust, diesmal wird das Schiff um 13m gehoben.

< Goritzy > ist nur ein Dorf mit ca. 600 Einwohnern, es stehen hübsche Holzhäuser hier. Von einem Ehepaar werden wir freundlich eingeladen ihr Haus anzusehen. Es ist sehr einfach, aber alles sehr sauber. Auch hier ist die Arbeitslosigkeit groß, so verdient der Mann zusätzlich ein paar Rubel mit Holzschnitzarbeiten wie sie zum Verschönern der Häuser oder Möbel verwendet werden.

In “Goritzy” befindet sich das ehemalige Frauenkloster “Christi Auferstehung”, gegründet von der ersten Frau “Iwan des Schrecklichen”, der sie dahin verbannte, als er von ihrer Verschwörung erfuhr. Später ließ er sie im Fluss ertränken. Auch seine vierte Frau verbannte er in dieses Kloster.

Von “Goritzy” fahren wir mit dem Bus in das ca. 10 km entfernte Kyrillow-Kloster”. Dies wurde 1397 von dem aus einem Moskauer Kloster hierher gewanderten Mönch “Kyrill” gegründet. Im laufe der Jahrhunderte entwickelte es sich zum einflussreichsten Kloster, wurde vom Zaren mit Geldspenden unterstützt und erreichte im 18. Jh. seine Blütezeit.
Es war im Besitz von 400 Dörfern und ca. 20 T Leibeigenen. Es beherbergte auch ein Gefängnis in dem abtrünnige Popen, aufständische Soldaten sowie politische Gefangene eingesperrt wurden. Die auf dem Klostergelände stehende kleine Holzkirche soll einst von dem Mönch Kyrill erbaut worden sein. Im 20.Jh. wurde das Kloster unter Denkmalschutz gestellt und in ein Museum verwandelt. Zu besichtigen sind u.a. Reliquien, Klöppelspitzen und schöne Ikonen.

Wieder zurück an Bord steuert unser Schiff nun die “Insel Kishi” an. Bevor die Insel erreicht wird befahren wir den “Weißen See” sowie den “Wolga-Ostsee-Kanal”.

Kurz vor der Ausfahrt aus dem “Weißen See” passieren wir die Ruinen der “Krochino-Kirche” die einsam aus dem Wasser ragt. Kirche und Kloster standen über 500 Jahre hier, wurden aber in den 1960er Jahren durch die Erbauung eines Wasserkraftwerkes überflutet.

Der “Wolga-Ostsee-Kanal” verbindet den “Weißen See” mit dem “Onegasee”. Wir verbringen eine etwas unruhige Nacht – immerhin durchfahren wir 6 Schleusen. Sie ersetzen die ehemals 39 Schleusen des sogenannten “Mariensystems”, von denen 34 aus Holz gebaut waren. In der Stadt Wytegra ist eine alte Holzschleuse mitsamt ihrer Schleusenstation ausgestellt. Um das Niveau des Onegasees zu erreichen wurden wir insgesamt um 80 m abgesenkt. Inzwischen haben wir auch die Wasserscheide erreicht, d.h. nun fließen alle Flüsse nach Norden.

Der “Onegasee” ist der zweitgrößte Süßwassersee Europas. Seine Fläche beträgt ca. 10 T km² und die Tiefe bis 127 m. Von 40 Flüssen gespeist verlässt ihn nur die “Swir”. Das nördliche Ufer des Sees bildet Nadelwald während am südlichen Ufer der Laubwald mit Ulmen, Linden und der karelischen Birke vorherrscht. Ebenso gibt es viel Wild wie z.B. Bären, Wölfe und Luchse, zudem ist der See sehr fischreich, es gibt ca. 34 Fischarten. Von November bis Mai ist der See zugefroren.

Im nördlichen Teil des Onegasees befinden sich viele Inseln, die Größte mit 1x6 km ist unser Ziel, die < Insel Kishi >. Auf dieser Insel stehen einzigartige Werke der Holzbaukunst, die heute zum Weltkulturerbe der UNESCO gehören.

Von einer Holzpalisade umgeben wird das Ensemble der 40 m hohen “Christi-Verklärungs-Kirche” mit ihren 22 silberglänzenden Kuppeln von 1714; dem achteckigen Glockenturm und der als Winterkirche erbauten “Maria-Schutz-u.Fürbitte-Kirche”. Diese wird von 9 Kuppeln, sowie der Altarkuppel geschmückt und stammt aus dem Jahr 1764.

Entsprechen der Legende wurde die große Kirche von einem einzigen Mann, mit nur einen einzigen Werkzeug – seiner Axt – erbaut.

  < So etwas gab es nie und wird es nie wieder geben > soll damals der Zimmermann nach Fertigstellung der Verklärungskirche gesagt  und dabei seine Axt in den See geschleudert haben. Der Silberglanz der Kuppeln hat seinen Ursprung in den aus Eschenholz gefertigten Schindeln, sie wurden nie gestrichen. Unweit des Ensembles besichtigen wir ein typisches mehretagiges altes Bauernhaus – wahrscheinlich eines reichen Bauern – der Größe nach zu urteilen, aber es gibt noch weitere alte Häuser, Scheunen und Mühlen zu besichtigen. Man ist dabei hier eine Art Museum für die alte Holzbaukunst zu errichten.

Mit einem letzten Blick auf die wunderschönen Kirchen nehmen wir Abschied von Kishi, queren den Onegasee und erreichen die “Swir” – Verbindungsfluss zwischen Onegasee und Ladogasee. Der Fluss ist ca. 218 km lang, die Breite liegt bei 100 m bis zu 10-12 km.Unsere Fahrt auf der “Swir” dauert ca. 12 Stunden wobei wir 2x geschleust werden. Vor dem Bau der Schleusen war der Fluss voller Felsblöcke, Windungen und Stromschnellen. So hat sich die “Treidelschifffahrt” bis ins 20.Jh. erhalten, denn die Schiffe konnten ohne fremde Hilfe den stürmischen Fluss nicht passieren.

Bevor wir in den Ladogasee einfahren gibt’s einen Überraschungsaufenthalt. Am grünen Anleger < Mandrogy > finden wir ein Dörfchen ganz besonderer Art, mit wunderschönen Schnitzereien verzierte Holzhäuser – jedes davon fasziniert durch ein prachtvolles Design, sei es nun das Hotel oder Restaurant, das Haus des Handwerks – wo man bei der Arbeit zuschauen kann – oder die einzelnen kleinen Häuser die auch als Ferienhaus zu mieten sind. Nicht zuletzt sollen erwähnt werden das Honigmuseum, das Brotmuseum und das Wodkamuseum. Letzteres war mit am beeindruckendsten. Hier gab es nicht weniger als 2960 verschiedenen Wodka-Sorten in den unterschiedlichsten Flaschen, ob groß oder klein und probieren konnten wir auch so viel wir wollten bzw. konnten.

Noch eine weitere Überraschung. In der Nähe der Anlegestelle waren aus Birkenstämmen große Zelte mit Tischen und Bänken aufgestellt, wo eine von der Crew vorbereitete Grillparty stattfand. Es gab riesige Schaschlik mit Salat und Brot, süße und herzhafte Piroggen, Brühe, Glühwein und Rotwein und zur besseren Verdauung auch einen Wodka. Wer wollte da meckern! Nach dieser gelungenen Abwechslung heißt es dann “Leinen los”– wir steuern den Ladogasee an. Mit dem “Ladogasee” erreichen wir nun den größten Süßwassersee Europas und den zweitgrößten russischen See nach dem Baikalsee. Der Ladogasee hat eine Gesamtfläche von

18 T km², die mittlere Tiefe liegt bei 51m, im nördlichen Teil werden bis zu 225 m gemessen. Gespeist wird der See von ca. 30 Zuflüssen, während die Swir aus dem Onegasee  im Ladogasee mündet, entspringt die Newa nun dem Ladogasee und mündet in die Ostsee.

Der große See unmittelbar vor der Haustür von St. Petersburg ist von unschätzbarem Wert für die Millionenstadt – er sichert ihren enormen Wasserverbrauch.

Während es auf den Stauseen und Kanälen kaum Wellengang gab, überraschte uns bereits der Onegasee mit größeren Wellen. Auf dem Ladogasee nun navigieren die Schiffe unter Meeresbedingungen. Der Wellengang war merklich stärker, gab aber dennoch keinen Anlass zur Besorgnis. Unser Schiff gehörte zum Fluss-See-Typ, d.h. es kann auch die Hochsee noch befahren wo die Wellen bis 3 m hoch werden.

Es ist unsere letzte Nacht unterwegs, morgen früh erreichen wir  “St. Petersburg”.

                               Das aber wird eine neue Folge ! !

 

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St.Petersburg         Teil 3 der Reise

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